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Die Psychologie beim Tennis
Tennis ist ja bekanntlich ein Sport, bei dem nicht nur die körperliche, sondern vor allem die mentale Fitness über Sieg oder Niederlage entscheidet. Die meisten Tennisspieler sind auf dem Court Sklave ihrer Emotionen. Nicht selten gewinnt der schwächere Spieler das Match, einfach weil er oder sie einen kühleren Kopf behält und sich nicht durch eigene Fehler, die äußeren Umstände oder den Gegner aus der Ruhe bringen lässt. mehr dazu in unserem neuen artikel!
Gerade der Gegner kann einen manchmal völlig aus der Fassung bringen, sodass man den Faden verliert und sich nicht mehr auf das eigene Spiel konzentrieren kann. Da kann man über eine noch so überlegene Schlagtechnik verfügen. Mit kleinen Tricks und Spielchen verstehen manche Spieler es hervorragend, den Gegner aus dem Konzept zu bringen und sich damit einen psychologischen Vorteil auf dem Tennisplatz zu verschaffen. Etwa durch endlos langes Auftippen des Balles vor dem Aufschlag, wie Novak Djokovic es zelebriert. Wenn der Gegenspieler beginnt, sich darüber aufzuregen, und sei es nur innerlich, hat er sein Ziel schon erreicht: Der Gegner konzentriert sich nicht mehr vollkommen auf das Match und begeht womöglich mehr leichte Fehler, die dessen Wut und Frustration noch weitersteigern.
Mentale Kriegsführung im Tennis
„Winning Ugly: Mentale Kriegsführung im Tennis“ heißt ein mittlerweile zum Klassiker gereiftes Buch aus dem Jahr 1997 des ehemaligen Tennisprofis Brad Gilbert (mit den Co-Autoren Andre Agassi und Steve Jamison). Darin beschreibt er, mit welchen Tricks es ihm gelungen ist, stärkere Spieler wie Boris Becker, John McEnroe oder Jimmy Connors immer wieder zu schlagen. Wie wohl kaum ein anderer Tennisspieler hat Gilbert die psychologischen Aspekte des Spiels begriffen und für sich zu nutzen gewusst. Ob Vereinsspieler oder Profi: Wer sich ein Konzept überlegt, sich seiner eigenen Stärken und Schwächen bewusst ist und den Gegner aufmerksam beobachtet oder, falls man sich schon mal begegnet ist, dessen Stärken und Schwächen bereits kennt, verschafft sich eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Match.
Psychotricks für das Match
Solange sie sich mit dem Gedanken des Fairplays vertragen, sind kleinere Psychotricks während des Matchs völlig in Ordnung. Wie weit man damit geht, muss wohl jeder mit sich und seinem eigenen Fairplay-Kodex ausmachen. Aber wieso sollte man nicht eine kleine Toilettenpause nehmen und diese womöglich ein wenig ausreizen, wenn der Gegner einen im gerade zu Ende gespielten Satz mit 6:1 überrollt hat? Damit kann man sich einerseits etwas mehr Zeit nehmen, um sich wieder zu sammeln und andererseits den Spielfluss des Gegenspielers unterbrechen und ihn vielleicht ins Grübeln bringen. Manchmal nehmen Profispieler eine Verletzungspause nur um eine kurze Auszeit zu haben, das aufgeheizte Gemüt zu beruhigen und den Fokus wieder auf das eigene Spiel zu setzen. Dabei wird die Muskulatur des Gegners kalt, vielleicht beginnt er darüber nachzudenken um welche Verletzung es sich wohl handelt und dass man gegen einen Verletzten ja gewinnen muss. Dadurch baut sich beim Gegner Druck auf, der wiederum mental erst einmal gemeistert werden muss. Viele und besonders unerfahrene Spieler werden durch solchen Druck völlig aus dem Konzept gebracht.
Psychologische Spielchen auf dem Platz
Wenn der Gegner wütend wird, ob er seine Wut nun rauslässt oder sie in sich reinfrisst, konzentriert er sich weniger auf sein Gegenüber und sein Spiel und man hat sich schon einen kleinen Vorteil verschafft. Durch genaue Beobachtung des Gegners lässt sich ziemlich schnell herausfinden, was ihn zur Weißglut bringt und wo seine Schwächen liegen. Manche regen sich über zu lange Pausen zwischen den Seitenwechseln auf, wenn der andere Spieler solange wie im Rahmen des Fairplay möglich sitzen bleibt und die vollen 90 Sekunden ausschöpft. Ein längerer Blickkontakt bevor man zum Aufschlag ansetzt, langes Auftippen des Balles oder Abbrechen des Ballwurfes sind Beispiele für Tricks, die beim Aufschlag angewendet werden können, um den Gegenspieler in seiner Konzentration auf den Return zu stören. Der wiederum kann beispielsweise den Arm heben, kurz bevor zur Aufschlagbewegung angesetzt wird, sich die Schuhe erneut binden oder sich umdrehen und die Saiten am Tennisschläger richten, um ein wenig Unruhe beim Aufschläger auszulösen. Andere Spieler, wie etwa Serena Williams oder damals Monica Seles, stören die Konzentration ihrer Gegnerinnen durch übertrieben lautes Stöhnen beim Schlagen. Es gibt viele Möglichkeiten, sich einen psychologischen Vorteil im Match zu verschaffen, die sich durchaus mit dem Fairplay-Gedanken vertragen.
Auf die richtige Dosis kommt es an
Wichtig ist, solche Tricks strategisch einzusetzen und es damit nicht zu übertreiben. Macht man sich die Tatsache bewusst, dass der Gegner womöglich seine eigenen Psychospielchen treibt, fällt es leichter, dessen Tricks zu durchschauen und sich davon nicht in Rage bringen zu lassen. Denn egal wie die Umstände sind und was der Gegenspieler macht: Konzentriere dich auf dein eigenes Spiel, dann wird das schon werden.
Autor: Nils Reuter
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