Ein Tennisarm ist lästig und unangenehm, und obwohl die Heilungschancen als sehr gut gelten, kann es manchmal doch sehr lange, mehr als ein Jahr, dauern, bis man wieder schmerzfrei den Tennisschläger schwingen kann. Bei manchen kehren die Schmerzen sogar immer wieder, mit der Folge, dass sie das Spiel komplett aufgeben müssen. Was kann man also dagegen unternehmen? Das und vieles mehr erfährst du in unserem neuen artikel!
Da es keinen wissenschaftlich erwiesenen Königsweg der Tennisarm-Behandlung gibt, kommen viele unterschiedliche Methoden zur Anwendung. Die konservativen Maßnahmen reichen von ruhigstellen, entlasten, kühlen und wärmen, über spezielle Bandagen sowie Medikamente, bis hin zu Dehn- und Kräftigungsübungen. Führen konservative Behandlungsmethoden auch nach mehreren Monaten nicht zum Erfolg, bleibt in manchen Fällen als letzte Möglichkeit nur noch eine Operation. Doch so weit muss es gar nicht kommen: Im Folgenden wollen wir einige der konservativen Methoden zur Behandlung des Tennisarms vorstellen, die du zum Teil auch zu Hause anwenden kannst.
Tennisarm – was ist das eigentlich?
Doch zunächst einmal wollen wir die Frage beantworten: Was ist das eigentlich, ein Tennisarm? Als Tennisarm – in der Fachsprache Epycondilitis genannt – bezeichnet man einen durch chronische Überbelastung erworbenen Reizzustand bestimmter Sehnen im Bereich des Ellenbogens, der sehr schmerzhaft sein kann. Anders als der Name vermuten lässt, betrifft dieses Phänomen bei weitem nicht nur Tennisspieler. Insbesondere durch die Verbreitung des Computers in Beruf und Alltag tritt diese Erkrankung zunehmend häufiger auf, weshalb inzwischen auch vom „Mausarm“ gesprochen wird. Die Hauptursachen sind Überbelastung, Fehlhaltung und Verkrampfung der Muskeln in Hand und Unterarm, die zu chronischen Entzündungen der Sehnen und in der Folge zu anhaltenden Schmerzen in dem Bereich führen. Der Arm lässt sich mit unter nicht mehr komplett strecken und es tritt ein Schwächegefühl im Handgelenk auf.
Was kann ich dagegen unternehmen?
Um wieder schmerzfrei spielen zu können, zielen Tennisarm-Therapien auf die Wiederherstellung der Funktion der Muskel-Sehnen-Einheit im Ellenbogenbereich ab. Dabei ist es zunächst wichtig, die Ursache - Über-, bzw. Fehlbelastung – zu beseitigen. Deshalb wird als erstes der Arm geschont, entlastet, hochgelagert und etwa mit einer Tennisarm-Schiene oder Tape-Verbänden, sogenannten Kinesio-Tapes, unterstützt. Im Internet kann man entsprechende Anleitungen für das richtige Anlegen dieser Tapeverbände finden, oder man geht gleich zum Physiotherapeuten, das ist im Zweifel professioneller. Zugleich solltest du Überanstrengungen und Fehlbelastungen in Alltag, Beruf und Sport vermeiden. Sobald du wieder genesen bist, gilt es, die mutmaßlich für das Auslösen des Tennisarms verantwortlichen Bewegungsmuster zu korrigieren, beispielsweise mittels Anpassung des Arbeitsplatzes oder Veränderungen der Schlagtechnik im Tennis.
Physikalische Therapie
Die physikalische Therapie nutzt äußere Reize, um beim Körper eine natürliche Reaktion hervorzurufen und wird von Physiotherapeuten häufig angewendet. Wärme, Kälte, Druck oder Zug sowie elektrische Reize oder physiotherapeutische Übungen kommen bei dieser Therapieform zum Einsatz. Damit sollen bestimmte Prozesse im Körper aktiviert werden, die dabei helfen, Schmerzen oder Funktionsstörungen des Bewegungsapparates zu beseitigen. Je nach Ausprägung des Tennisarms kommen unterschiedliche Behandlungen zur Anwendung. Beim akuten Tennisarm sowie nach intensiver Belastung kann Kühlen hilfreich sein, bei chronischem Tennisarm eher eine Wärmebehandlung. Manchmal hilft es, einige Wochen lang eine Tennisarm-Bandage, die sogenannte Epicondylitis-Spange, über Ellenbogen und Handgelenk zu tragen. Die Epicondylitis-Spange übt Druck auf die Muskeln und Sehnen des Unterarms aus, stabilisiert ihn somit besser und entlastet den Ansatz der Streckmuskel-Sehne. Überdies schränkt sie die Bewegungsfähigkeit des Arms ein, damit der Arm ruhig gestellt und so der Heilungsprozess beschleunigt wird.
Medikamentöse Behandlung
Neben anderen Behandlungsmethoden wie Ultraschall, Stoßwellentherapie, elektrische Nervenstimulation oder Infiltrationstherapie – dabei wird ein lokales Betäubungsmittel in den Arm gespritzt, um die Nervenleitung zu unterbrechen – wird der Tennisarm oft auch medikamentös behandelt. Häufig kommen dabei entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz sowie Kortison und Schmerzmittel. Doch gerade Kortison führt oft zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Glaukom und Katarakt. Allerdings kann die richtige Dosierung das Risiko solcher Nebenwirkungen überschaubar halten. Neuesten Erkenntnissen aus Schweden zufolge ist eine Behandlung mit Medikamenten in vielen Fällen aber ohnehin überflüssig. Forscher der Universität von Göteborg haben in Studien herausgefunden, dass ein spezielles Trainingsprogramm nicht nur die Beschwerden besser heilt, sondern auch die Nebenwirkungen einer medikamentösen Behandlung erheblich reduziert. Durch das Training, an dem in einem ersten Testlauf 78 und zwei Jahre später noch einmal 278 Tennisarmpatienten teilnahmen, wurden die Schmerzen reduziert, die Beweglichkeit des Arms verbessert und der Heilungsprozess verkürzt, und das komplett ohne Medikamente.
Dehn- und Kräftigungsübungen
Beim Tennisarm verschwinden die Beschwerden in den meisten Fällen auch ohne größere Behandlung innerhalb von zwölf Monaten. Mit speziellen Dehn- und Kräftigungsübungen lässt sich der Heilungsprozess beschleunigen, sofern man die nötige Ausdauer und Geduld dafür mitbringt. Der Vorteil dabei ist, dass man das Training auch zu Hause machen und gut in den Alltag integrieren kann. Die Übungen zielen darauf ab, die Arm- und Unterarmmuskulatur zu stärken und zu dehnen und so die Beweglichkeit des Arms zu verbessern. Beim sogenannten exzentrischen Training wird die Streckmuskulatur im Unterarm gedehnt und gestärkt, also die Muskulatur, die etwa beim Rückhandschlag belastet wird. Im Folgenden stellen wir dir einige Beispiele für Kräftigungs- und Dehnübungen vor. Welche Übungen für dich am besten geeignet sind, sollte allerdings am besten mit dem behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten besprochen werden. Der kann dir dann auch die korrekte Ausführung der Übungen zeigen.
Kräftigungsübung 1
• Nimm eine Hantel in die Hand des betroffenen Arms • Leg den Arm so auf den Tisch, dass die Hand mit der Hantel über die Tischkante hängt und der Handrücken nach oben zeigt • Hebe die Hantel so weit wie möglich nach oben, unter Zuhilfenahme der freien Hand • Senke die Hand langsam wieder ab • Wiederhole die Bewegung 10 – 15 mal und mach nach einer kurzen Pause zwei weitere Durchläufe
Die Hantel sollte nicht zu schwer sein. Ein guter Richtwert sind etwa dreißig Prozent des Gewichts, die du maximal halten kannst. Leichte Schmerzen bei der Übung sind nicht schlimm, achte aber darauf, den Arm nicht zu überlasten.
Kräftigungsübung 2
• Stütze den betroffenen Arm mit dem Ellenbogen auf einen Tisch und drehe den Unterarm so, dass die Handfläche nach unten zeigt • Nimm eine volle Wasserflasche in die Hand • Senke den Arm langsam ab und lasse das Handgelenk gestreckt • Lass die Flasche in die freie Hand fallen und bringe den Arm in die aufrechte Position • Reiche die Flasche mit der anderen Hand wieder an
Wiederhole die Bewegung 10 – 15 mal und mach nach einer kurzen Pause zwei weitere Durchläufe. Diese Art von Übungen kannst du gerne zwei - bis dreimal täglich machen.
Dehnübung 1
• Stell dich hin und strecke den betroffenen Arm nach vorne aus, der Handrücken zeigt zur Decke • Lass das Handgelenk locker, sodass die Hand nach unten fällt • Zieh die Hand des betroffenen Arms mit der anderen Hand Richtung Körper • 30 bis 45 Sekunden lang halten, 30 Sekunden Pause • Dreimal wiederholen
Dehnübung 2
• Streck den Ellenbogen des betroffenen Arms ganz aus und drehe den Unterarm nach innen • Überstrecke die Hand vorsichtig, sodass die Finger nach außen zeigen • Halte die Spannung für 15 bis 30 Sekunden und mach dann eine kurze Pause • Dreimal wiederholen
Dehnübungen kannst du gerne zwei- bis dreimal täglich machen.
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